Samstag, 4. August 2012

Sinn und Zweck meines Blogs

Hallo an jeden interessierten Leser
Ich bin 22 Jahre alt und studiere Geschichte. Im Gegensatz zu meinen Dozenten finde ich nicht, dass man aus historischen Romanen nichts lernen kann. Es waren immerhin historische Romane, die mein Interesse für Geschichte erst geweckt haben. Und ich bin bestimmt nicht die einzige, ich glaub die Fachwelt ist sich gar nicht bewusst oder hat vergessen, dass sie einen Teil ihres Nachwuchses historischen Romanen zu verdanken hat. Ich liebe es einfach gute (und damit meine ich wirklich fundierte) historische Romane zu lesen und dann der Wirklichkeit hinterherzuforschen. Anfangs geschah das noch mit Wikipedia und Schulbüchern, mittlerweile ziehe ich auch gern mal ein Fachbuch hinzu oder schreibe in der Uni eine Hausarbeit über das Thema. Man kann extrem viel lernen, wenn man historische Romane untersucht und zwischen Fiktion und Realität differenziert. - Und was noch besser ist, man kann es sich auch merken! Das ist nämlich das wichtigste. So hat es zum Beispiel Rebecca Gablè es geschafft uns das gesamte englische Mittelalter zu erzählen und zu erklären, ohne uns zu Tode zu langweilen. Wir müssen nur an Robin, John und Julian denken und schon purzeln uns die Namen und Fakten des Hundertjährigen Krieges in den Sinn.  

Natürlich kann man nicht einfach einen Roman - eine prinzipiell fiktive Geschichte - lesen und alles, was drin steht, für bare Münze nehmen. Es liegt gar nicht mal daran, dass Jahreszahlen und Ereignisse falsch dargestellt werden, sondern vielmehr daran, dass Autoren ihre Geschichte um die Fakten herumbauen ohne darauf hinzuweisen. Und sie neigen dazu, ihre eigenen Weltbilder längst vergangenen Zeiten aufzudrücken. Hier würde ich gerne einsteigen und euch erzählen, was wahr ist und was nicht. Welchen Charaktere es wirklich gab und was für Menschen das waren. Wo wurde beschönigt, wo vereinfacht? Was wurde weggelassen? Wo lassen sich die Fakten nachlesen? Das sind Dinge die mich interessieren.

Ich muss wohl gleich anmerken, dass ich als pflichtschuldige Geschichtsstudentin in der Auswahl meiner Bücher ein bisschen wählerisch sein werde. Warum? Nun, geht mal in eine Buchhandlung in die Abteilung für historische Romane. Was sieht ihr da zu erst? Die Seidenweberin, die Wanderhure, die Sündenheilerin, die Pestärztin, die Henkerin, die Rebellin, die Hexenköchin und so weiter. Jedes dritte Buch hat einen Titel mit einer weiblichen Berufs-/ Eigenschaftsbezeichnung im Titel (man hat echt viel Spaß, wenn man mal drauf achtet). Das wesentliche Problem mit diesen Romanen ist dieses: Sie präsentieren ein Frauenbild das grundweg falsch ist. Es gab natürlich auch in der Vergangenheit starke und selbstbewusste Frauen - es gab sie sogar reihenweise, aber die würden nie so aus dem Rollenbild fallen, wie Romanautoren uns das gerne weismachen.  Emanzipation ist eine begrüßenswerte Entwicklung der Neuzeit, im Mittelalter gab es weder Pestärztinnen noch Henkerinnen. Ich will niemanden daran hindern diese Romane zu lesen, die dienen ja in erster Linie der Unterhaltung und nicht der Bildung. Aber sie auf historischen Gehalt zu prüfen, ist ungefähr so, als würde man Harry Potter mit den Maßstäben eines Goethe angehen. Es macht schlichtweg keinen Sinn.

Also, nach dieser langen Einleitung werde ich die Tage mal meine erste Einschätzung eines historischen Romans hochladen. Ich denke, ich werde mir "Wölfe" von Hilary Mantel vornehmen. Das Buch ist sowohl stilistisch als auch von der historischen Perspektive her genial geschrieben und bisher konnte ich noch keinen Fehler finden. Nur so viel: Das Leben des echten Thomas Cromwell war nicht weniger spektakulär als das des Cromwells von Hilary Mantel... .